Mittwoch, 10. April 2013

Ein Plädoyer für alle Lebewesen



Ich habe viele vegetarische und vegane Freunde, ich habe auch ein paar, die Fleisch essen und ein paar, die nur Fertiggerichte essen. Alles dabei. Diversität sozusagen. Lichtesser habe ich noch keine, aber wer weiß, vielleicht kommt das noch. 
Letztes Semester hatte ich das Glück eine Mikrobiologievorlesung zu besuchen, das hat mich gestärkt :) Ich weiss jetzt, dass ich niemals mehr alleine sein werde. Ich werde von Millionen bevölkert, in und auf mir leben so viele Lebewesen, und auf der Karotte, die ich gerade verspeise (Gott hab sie seelig hahaha), leben bestimmt auch zick Tausende verschiedene Völker. Wenn ich einatme, atme ich Sporen und andere Keime ein, jedes Mal und es ist mir nie aufgefallen! OMG!
Natürlich zählen Mikroorganismen nicht zu den Pflanzen und auch nicht zu den Tieren, so wie Pilze, die sind was ganz eigenes. Sie erfüllen die Merkmale, um als Leben durchzugehen. Das tun Pflanzen übrigens auch.
Ich hasse dieses Bild, weil ich die Einstellung dahinter hasse. Es regt mich auf, dass so viele Menschen Pflanzen behandeln, als wären sie ausschließlich zum Essen da, (so wie die nicht veganer und nicht vegetarier halt Tiere behandeln) obwohl sie die Primärproduzenten sind! Sie sichern unsere Leben. Sie produzieren Biomasse, klar?! Wir hingegen sind Konsumenten und Destruenten. Abhängig und in gewisser Weise austauschbar, ersetzbar und auch ganz weglassbar.... 

Ich finde es ok, wenn sich Menschen dafür entscheiden, kein Fleisch mehr zu essen, oder keinen Fisch oder keine Eier, keinen Honig, vor mir aus, dürfen sie bitte jedes Lebensmittel ausschließen, das sie wollen. Ich mache das auch. Ich mag z.B. Spargel nicht so gerne. Ich esse keine Butter (ich find sie einfach ekelig). Da so einfach ist das. Aber dieses ganze Getue und Rechtfertigen finde ich wirklich schon mehr als anstrengend. Und alle glauben sie haben die Weisheit schon mit der Muttermilch getrunken. 
Tiere haben Gefühle und fühlen Schmerz und sind deswegen so arm, wenn man sie umbringt. - das Adrenalin und die ganzen anderen Stoffe, die bei der Schlachtung entstehen, sind nicht gut für unseren Körper... -> Pflanzen haben auch Emotionen und schütten Stoffe aus, wenn sie "Angst" haben. Sie können nicht schreien, aber das heisst nicht, dass sie deswegen gern getötet werden. 

Eine pflanzliche Zelle hat eben feste Zellwände, die tierische nicht. Die pflanzliche Zelle hat Organe, die die Photosyntheseprodukte speichern können, die tierischen haben die nicht. Und sie haben die geilen Chloroplasten, die jetzt so beliebt in die Shakes dazugemischt werden, weil Chlorophyll angeblich super gut ist für uns! Na wir haben eben keine Chloroplasten.. Wir Tiere, nicht Pflanzen.

Beide Arten sind offiziell Lebewesen. Beide Arten haben den selben Respekt verdient.
Klar, eine Pflanze fühlt bestimmt anders, als ein Tier. Nichts desto trotz fühlen sie. Ihre chemische Ausscheidung unterscheidet sich, wenn sie Stress hat. Sie hat auch ein Nervensystem. Es ist halt anders als das unsere. Aber eh klar, sie sind ja auch Pflanzen...
Ganz allgemein, kann man auf Tiere in der Ernährung verzichten ohne zu sterben. Man muss Tiere auch füttern und auch wirtschaftlich betrachtet sind sie eher eine Verschwendung und vor allem, wie Tiere im Moment gefüttert werden.  Auf Pflanzen kann man dann eher nicht verzichten (wenn man jetzt mal die Lichtesser aus Acht lasst) und das macht sie eben zu, hm, wie soll ich sagen.... einer unvermeidlichen Massentötung, die ok ist. Auch Pflanzen werden übrigens mit genügend Pharmazie und Gift in unseren Supermarkt gebracht, also braucht man da jetzt auch nicht so tun, als wäre es soviel besser... 
Und im Gegensatz zu uns, sind Pflanzen unterirdisch über das komplette Land mit einander verknüpft, sie kommunizieren mit einander und bilden mit Pilzen und Mikroorganismen ein "Ganzes", das wir Menschen ja immer zu anstreben, obwohl wir es ja doch schon immer sind. Wir gehören da ja auch dazu, wir schließen uns nur selbst aus. Hahaha, ich musste gerade an den Film Happening (2008) denken, der mir besonders gut gefiel. Ich wusste damals nicht genau warum, aber mir wird gerade klar, dass ich wohl die Vorstellung extrem geil finde, dass sich Pflanzen wehren :D

So und zum Schluss: Ja die Menschen essen einfach zu viel Fleisch und es wäre schon sehr fortschrittlich, wenn Fleisch wieder als etwas ganz Besonderes gilt, wenn es am Teller liegt und nicht als Jeden-Tag-Futter verschlugen wird. Über die Haltung und so weiter möchte ich gar nichts schreiben. Wir wissen alle, dass wir sie wie Scheisse behandeln... 
Ich möchte nur das Bewusstsein schaffen, dass jedes Lebewesen den Respekt verdient, den wir hier spezienrassistisch verteilen. Ein Pilz, eine E. Coli, eine Rose, eine Tomate, ein Schwein, eine Milbe, ein Zeck, eine Tanne, der Mensch, das ist alles das Selbe, das sind alles Lebewesen. Die einen können sprechen, weinen, schreien, die anderen können Sonnenenergie speichern. Was besser ist, wer entwickelter ist, ist völlig egal. Im Grunde sind wir nur eine Ansammlung von Atomen, das Urteilen ist ziemlich für'n Arsch... Stop judging and comparing start living!